Wenn man geteilter Meinung ist, setzt man sich üblicherweise auseinander. In der Regel mit Argumenten, manchmal auch optisch. Letzteres war auf der Mai-Sitzung der Stadtvertretung der Fall. Dort sahen sich die anwesenden Bürger plötzlich zweier Fraktionen der Grünen gegenüber, zwar nebeneinander, aber irgendwie doch spürbar voneinander entfernt. Was von den beiden Fraktionen nun die „echten“ und was die „anderen“ Grünen sind, wissen wir nicht so recht. Die neue Gruppierung um die Herren Müller und Mihlan gab sich jedenfalls einen neuen Namen. Im Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen sind aber nach wie vor alle gemeinsam tätig. Was soll der Wähler davon halten? Wo der noch vor kurzem strahlende Wahlsieger sich nun selbst zerlegt und gewissermaßen als Grünen-Doppelspitze in Fraktionsstärken auftritt? Wen soll er bei der nächsten Kommunalwahl wählen, Grüne 1 oder Grüne 2? Wie grün sind sich die Grünen also in der Stadtvertretung?
Solche Fragen tun sich auf. Vor allen bei den Wählerinnen und Wählern, die denjenigen zu ihrem Wahlerfolg verhalfen, die dieses ganze Durcheinander zu verantworten haben. Nach dem Verlust ihrer Spitzenämter in der Stadtvertretung geht nun auch noch die Stellung als stärkste Fraktion verloren. Zu befürchten ist, dass gerade diejenigen sich als Fundamentalopposition empfinden, denen es an Unrechtsbewusstsein für ihre Ursächlichkeit zu der Lage ihrer Partei mangelt. Das wird in den heraufziehenden schwierigen Zeiten, wie sie alle Kommunen und damit auch Schwentinental erleben werden, der Sache und unserer Stadt keineswegs dienen. Aber es ist demokratisch, wenn auch ziemlich erfolglos. Denn genauso demokratisch ist es, wenn andere Fraktionen, die insgesamt die absolute Mehrheit der Wählerinnen und Wähler vertreten, die Dinge anders sehen. So etwas muss man dann aushalten, ohne sich in eine Opferrolle hineinzuträumen, nur weil andere anderer Meinung sind und sich in Abstimmungen durchsetzen. Wie gesagt, man kann andere Meinungen teilen, man kann aber auch geteilter Meinung sein. Man kann – wie man sieht – sogar die eigene Fraktion teilen. Wir versuchen, lieber ganze Sachen zu machen.